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Wohnen inder CouvertfabrikEinst wurden im Kreuzlinger Stadtteil Emmishofen Kuverts hergestellt.Heute ist in dem Gebäude ein Transportunternehmen ansässig. Nach einemUmbau durch schoch tavli architekten beherbergt die ehemaligeFabrikationshalle über der Garage zudem zwei Loftwohnungen.Text: Katharina Köppen, Fotos: Beat Bühler138 Thema Leben im LoftUmbauen Renovieren 2 · 201721 Die beiden Loftwohnun gen mit den neuen Loggienbefinden sich im Oberge schoss der ehemaligen Cou vertfabrik. Das Erdgeschosswird von der heute ansässi gen Spedition als Garageund Werkstatt genutzt.Im Kopfbau mit Satteldachbefinden sich die Büros.2 Das alte Tragwerk ist inden Wohnungen sehr prä sent; die lasierte Holzdeckeund der Anhydritbodennehmen Bezug auf die eins tige g ewerbliche Nutzung.
3 Neue Oberlichterbringen Tageslicht indie Raumtiefe und bisin die Eingangszone.Der Bereich zwischenzentralem Kubus undEntree kann dankSchiebetüren wahl weise offen gehaltenoder als geschlossenerRaum genutzt werden.4 Der Kubus beher bergt unter anderemdas separate WC.5 Gegen Süden öffnetsich ein grosser Bereichmit Zugang zur Loggia.Wegen der bestehen den Fenstertür knicktdie Trennwand zumwestlichen Loft ab.6 Das rollbare Möbelaus schwarz lackiertemHolz haben schoch tavliarchitekten eigens fürdie Lofts entworfen.4563Die Loftskombinierenoffenes Wohnenmit Rückzugs möglichkeiten.40 Thema Leben im LoftCouverts heissen heute Kuverts, und dieCouvertfabrik Emmishofen gibt esschon lange nicht mehr. Das Fabrik gebäude hingegen existiert noch: ImKreuzlinger Stadtteil Emmishofen, in Sicht weite zum Grenzübergang nach Konstanz, stehtder unauffällige Bau umgeben von Parkplät zen, Wohnblöcken, Gewerbebauten sowie ei nigen alten Gebäuden und erzählt als einer derwenigen erhaltenen Zeitzeugen von der Indus trialisierung Kreuzlingens zu Beg inn des20. Jahrhunderts. Der nördliche, zur Strasseorientierte Kopfbau des zweigeschossigen Kom plexes wurde nach einem Brand in den 1940erJahren durch das heutige Bürogebäude ersetzt.Der südlich angebaute Fabrikations- und Werk stattteil besteht noch weitgehend im Original.Die Gesamtform ist als erhaltenswert einge stuft, für einen Umbau gab es aber seitens derDenkmalpflege keine weiteren Auflagen.In der einstigen Couvertfabrik ist heuteeine Spedition ansässig. Das Obergeschoss desFabrikationsteils hatte ihr lange als Lager ge dient. Als es frei wurde, kamen die Eigentü mer auf schoch tavli architekten zu mit demVorhaben, die Fabriketage zu Wohnraum um zunutzen. Die Fassade war zum Zeitpunkt desUmbaus bereits gestrichen worden und solltenicht mehr verändert werden. Auch den Archi tekten war daran gelegen, die Identität des auchweiterhin durch die Spedition genutzten Ge bäudes zu erhalten. So sind äusserlich als ein zige neue Elemente zwei Loggien hinzugekom men. Sie sind rundum gefasst und wirken wieRahmen, die an die Fassade gehängt wurden.Im Innern war die Tragstruktur aus Holz stützen und -balken gut erhalten. Das Dach je doch war undicht und musste ersetzt werden.Um den Bau energetisch auf Wohnstandard zubringen, wurden Dach, Boden und Aussenmau ern gedämmt und neue Holz-Metall-Fenstereingebaut. Da das Erdgeschoss des einstigenFabrikationsteils nach wie vor als Garage undWerkstatt dient, musste zudem den erhöhtenAnforderungen an Brand- und SchallschutzRechnung getragen werden.«Loftwohnen bot sich angesichts der Aus gangslage natürlich an», erzählen die Archi tekten Florian Schoch und Aret Tavli, «undUmbauen Renovieren 2 · 2017
« Unser Ansatz war zu fragen:Was ist schon da? Was braucht es noch? »Vorherschoch tavli architekten77 Der zentrale Kubusist als Möbel in denRaum gestellt. So bleibtdieser in seiner ganzenGrösse spürbar. Rechtsam Kubus vorbei blicktman in den Schlafbe reich, der mit einerraumhohen Schiebetürgeschlossen werdenkann.Vorher Prägend für denFabrikationsraum dereinstigen Couvert fabrik ist die hölzerneTragstruktur mit dermittigen doppeltenStützenreihe.(Foto: schoch tavli architekten)am eindrücklichsten wäre die Raumwir kung, hätte man ein einziges offenes Loft überdas gesamte Geschoss planen können.» Dochbei über 200 Quadratmetern Fläche waren auswirtschaftlichen Gründen zwei Wohnungengefordert, zumal es sich um Mietwohnungenhandelt. So spannten die Architekten mittigzwischen den beiden Holzstützenreihen derTragstruktur eine Trennwand auf, die dasRaumvolumen in zwei annähernd gleich gros se Wohneinheiten gliedert. An zwei Stellenknickt die Wand leicht ab, was den vorhande nen Fensteröffnungen geschuldet ist. BeideWohnungen erhalten durch die Fenster Tages licht von zwei Seiten. Um auch die Raumtiefenatürlich zu belichten, platzierten die Archi tekten runde Oberlichter beidseits der Trenn wand. Vom Prinzip her sind beide Wohnein heiten gleich aufgebaut; sie unterscheiden sichlediglich bei Punkten wie den vorhandenenFenstern, der Ausrichtung der Loggia oder derAnordnung des Stauraums. Die Innenaufnah men in diesem Report zeigen die Loftwohnungauf der Ostseite.Das Raumgefühl erhaltenIn den Lofts gliedert ein zentraler Kubus dieWohnfläche. Er ist nicht raumhoch, sondernwie ein Möbel eingestellt, sodass der Raum inseiner gesamten Ausdehnung erfahrbar unddas Raumgefühl der einstigen Fabrikhalle spür bar bleibt. Auf der Eingangsseite kann zwi schen Kubus und Entreezone der Wohnungenein Bereich mit Schiebetüren zu einem Raumgeschlossen werden. Dieser bietet sich alsSchlafzimmer an, könnte aber beispielsweiseauch als Büro genutzt werden, wenn Wohnenund Arbeiten im Loft kombiniert, jedoch räum lich getrennt werden sollten. Auf der ande Thema Leben im Loft 43
8 Ins separate WC gelangt dank einer satinierten Glaswandzum Bad Tageslicht.9 Die Glaswand istzwar lichtdurchlässig,wahrt aber die Privat sphäre im WC.10 Im Bad herrscht auchbei geschlossener Tür –zumindest optische –Offenheit. Der Vorteildieser Lösung ist natür liches Licht im innenliegenden Raum.11 Das Raumkonzeptmit dem mittig platzier ten Kubus ermöglichtSichtachsen durch diegesamte Raumtiefe.12 Die neuen Loggienerweitern die Wohnun gen um einen geräumi gen geschützten Aus senbereich.891110ren Seite des Kubus öffnet sich ein grosserBereich mit Tageslicht von zwei Seiten, der übergenügend Fläche zum Wohnen und Essen so wie für weiteres wie einen Arbeitsplatz verfügt.Der Kubus integriert zum grossen Wohn bereich hin die Küchenzeile und im Innern,von den Seiten her zugänglich, ein grosszügi ges Bad samt Waschturm sowie ein separatesWC. Dank dem möbelartigen Kubus und denraumbildenden Schiebetüren bieten die Woh nungen die für Lofts charakteristische Offen heit, ohne dass auf eine Rückzugsmöglichkeitverzichtet werden muss. Auch im Bad kannman die Tür schliessen – allerdings ist dieseaus Glas, sodass auch im geschlossenen Zu stand Tageslicht ins Badezimmer gelangt. Eben falls lichtdurchlässig – jedoch blickdichter – istdie Trennwand aus satiniertem Glas zwischenBad und separatem WC.Die Identität stärkenMit der neuen lasierten Holzdecke, die auchals Akustikdecke funktioniert, und dem ein gefärbten Anhydritestrich nahmen schoch tavliarchitekten Bezug auf die frühere Nutzung alsFabrik. Insgesamt sind Materialisierung undFarbgebung zurückhaltend und lassen den Mie tern Gestaltungsspielraum: Die prägnante alteHolzstruktur ist in einem hellen warmen Grau ton gestrichen, ebenso die raumbildendenSchiebetüren, der Kubus samt Küche ist weiss.Für die in die Oberlichter integrierte Beleuch tung sowie für die der Nass bereiche wähltendie Architekten schlichte Wandleuchten mitUmbauen Renovieren 2 · 201712Porzellansockel. Stilistisch passend ist auch dasrollbare Küchenmöbel aus schwarz lackiertemHolz, dass schoch tavli eigens für die Loftwoh nungen entworfen haben. Die weitgehend inSilbergrau gehal tenen Loggien mit ihrer durch lässigen Fassung aus Holzlatten fügen sich alsneues Element stimmig in das Gesamtbild ein.«Was ist schon da? Was braucht es noch?»,erläutern Florian Schoch und Aret Tavli ihrenAnsatz. In der Konsequenz beschränkten siesich auf ein Minimum an entwerferischen Ele menten: die Loggien, die Möbel und die Trenn wand. Deren pragmatisch hergeleitete Knickeverleihen dem Raum gar noch zusätzliche Span nung. So ist es schoch tavli architekten gelun gen, die Identität der ehemaligen Couvertfab rik auch im Innern zu wahren.Neue Materialienund Elementenehmen Bezug aufdie industrielleVergangenheit.Thema Leben im Loft 45
Ab sofort brauchen Siein der Sauna nicht mehr dieAugen zu schliessen.13 Wie Rahmen sinddie Loggien vor die an sonsten unveränderteFassade gehängt.Es gibt viele Möglichkeiten, aber immer nur einePorträtfoto: Michael Schochwirklich perfekte Lösung. Darum machen wir beim13schoch tavli architektenUmbau Couvertfabrik, KreuzlingenMaterial und der Gestaltung der KLAFS UM mit SaunaPur keinerlei Kompromisse.Genauso umsichtig, präzise und detailverliebt gehen wir bei der individuellen Planung Ihres priva-Die Architektenten Spas vor. Und das alles nur, damit Sie sichFlorian Schoch (links) und Aret Tavli füh ren seit 2010 ein Architekturbüro inFrauen feld. Die Bandbreite ihrer Arbei ten umfasst Projekte verschiedensterGrös senordnung bis hin zu kleinen sorg fältigen Eingriffen. Bei Wettbewerben er reichten sie mehrfach vordere Ränge,jüngst haben sie ihren ersten Wettbewerbgewonnen. Für die Bauherrschaft derCouvertfabrik bauen schoch tavli derzeitauch das benachbarte Wohnhaus um, dasmit der Couvertfabrik ein Ensemble alsZeitzeuge der Industrialisierung Kreuz lingens im frühen 20. Jahrhundert bildet.für Sie möglich machen, zeigen wir Ihnen gernevon Anfang an entspannen können. Was wir allespersönlich: in unseren Ausstellungen in Baar, Bern,Montreux und in der Bauarena Volketswil.Oder Sie bestellen einfach kostenlos unseren Katalog unter Telefon 00800 66 64 55 54 oder aufwww.klafs.ch.KLAFS AG I Oberneuhofstr. 11 I 6340 Baar123Querschnitt12344041 760 22 42 I www.klafs.ch I [email protected] WestLoft OstGarage/Werkstatt Spedition1244326531 Zugang Loftwohnungen2 Eingangsbereich3 Schlafen4 Reduit5 WC6 Bad7 Kochen8 Essen/Wohnen/Arbeiten9 Loggia10 Innenhof Spedition65MetallbauHerzog & Co. AG, T 071 699 11 64Fenster Holz-MetallBlumer Techno Fenster AG, www.blumer.chBedachungenBrenner AG, www.brenner-ag.chSanitär/HeizungBär Sohn AG, www.baer-sanitaer.ch7KücheneinrichtungErich Keller AG, www.erichkeller.com8BodenbelägeDätwyler Lignoplast AG, T 044 850 61 708MalerarbeitenMilone Maler gmbh, www.maler-milone.ch9N046 Thema Leben im LoftHIER FINDEN WIRUNSER NEUES BAD.Holzbau/InnenausbauWerner Meister lektro Peyer & Zgraggen AG, www.elpz.chGezeigtes loft (ost)79Architektur und Bauleitungschoch tavli architekten fh siaBalierestrasse 27, 8500 FrauenfeldT 052 720 95 06, www.schoch-tavli.chBaumeisterarbeitenKunz Bau AG, LE BAUBERATUNGUmbauen Renovieren 2 · 2017Unsere Fachleute beraten Sie gerne neutralund kostenlos. Jeden Samstag von 9 – 16 Uhr.www.bauarena.ch
man die Tür schliessen – allerdings ist diese aus Glas, sodass auch im geschlossenen Zu stand Tageslicht ins Badezimmer gelangt. Eben falls lichtdurchlässig – jedoch blickdichter – ist die Trennwand aus satiniertem Glas zwischen Bad und separatem WC. Die Identität stärken