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26. Thüringer Tage70 Jahre IsraeljüdischisraelischeKultur3.–18.11.2018
Wir danken unseren Kooperationspartnern, ohne die es die 26. Thüringer Tageder jüdisch-israelischen Kultur nicht geben würde.Landeszentrale für politische BildungThüringenFriedrich-Ebert-Stiftung, LandesbüroThüringenFriedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit,Regionalbüro MitteldeutschlandThüringer Ministerium für Wirtschaft,Wissenschaft und Digitale GesellschaftHeinrich-Böll-Stiftung ThüringenKonrad-Adenauer-Stiftung, PolitischesBildungsforum gemeinschaft ErfurtKreissparkasse NordhausenSparkasse Arnstadt-IlmenauSparkasse Gera-GreizSparkasse MittelthüringenSparkasse Unstrut-HainichOrdensburg Liebstedt GmbH & Co. KGStadt ArnstadtStadt ErfurtStadt GeraJenaKulturStadt MeiningenStadt MühlhausenStadt NordhausenStadt Sondershausen
26. Thüringer TagejüdischisraelischeKultur3.–18.11.2018
»Die Geschichte der Kultur istweitgehend eine Geschichte derKontakte«»Die Geschichte der Kultur ist weitgehend eine Geschichte der Kontakte«,schrieb 1948 der Schriftsteller undNS-Widerstandskämpfer GüntherWeisenborn.Ein wunderbares Wort: Kontakteund Begegnungen mit und durch dieKultur ! Das ist es, was ich mir von den jüdisch-israelischen Kulturtagen inThüringen verspreche. Jüdische Kulturin ihrer historischen und zeitgenössischen Dimension insgesamt wahrzunehmen, vielseitige Begegnungenund ein Miteinander zu ermöglichen.Deshalb habe ich als Thüringer Ministerpräsident sehr gerne die Schirmherrschaft übernommen.Die 26. Tage jüdisch-israelischerKultur in Thüringen stehen unter demMotto »70 Jahre Israel« und möchtenmit etwa 60 Veranstaltungen dasVerbindende zwischen unterschiedlichen Kulturkreisen vermitteln. DasProgramm ist so vielfältig wie diejüdische Kultur selbst: Lesungen,Klezmer-Konzerte, ein Klezmerball,Puppentheater, Film, Comic, Vorträgeund vieles mehr.Ich danke im Namen der ThüringerLandesregierung dem Fördervereinfür jüdisch-israelische Kultur in Thüringen e. V., dem neuen Projektleiter,Michael Dissmeier, und allen gesellschaftlichen Akteuren, die zu denKulturtagen beitragen !Foto: Thüringer StaatskanzleiSehr geehrte Damen und Herren, ichlade Sie ein, die Thüringer Tage derjüdisch-israelischen Kultur vom 3. bis18. November zu erleben ! Gemeinsamwollen wir diskutieren, den kulturellen Austausch pflegen und unsin stillen Momenten erinnern. Wirwerden der Opfer der Pogromnachtvom 9. November 1938 gedenken, undwir möchten dazu ermutigen, deutlichStellung zu beziehen gegen antisemitische Tendenzen der Spaltung und Ausgrenzung. Doch vor allem werden dieKulturtage zeigen, wie bunt, facetten reich und bedeutend jüdisches Lebenin Thüringen ist.Den jüdisch-israelischen Kulturtagen2018 wünsche ich viele interessierteBesucherinnen und Besucher – undgute Gelegenheiten für Begegnungen !Schalom, Thüringen !Bodo RamelowMinisterpräsident des Freistaats Thüringen2
Sehr geehrte Damen und Herren,liebe Freunde !Die Jüdische Landesgemeinde Thüringendankt aufrichtig allen Beteiligten für die Organisation und Durchführung der 26. ThüringerTage der jüdisch-israelischen Kultur. Im Jahr2018 freut uns die Vielzahl der Veranstaltungenin 20 Thüringer Städten und Orten besonders,begehen wir doch in diesem Jahr zwei denkwürdige, wenn auch sehr unterschiedlicheJubiläen: 70 Jahre Israel und 80 Jahre Reichspogromnacht.Foto: privatAnspruchsvolle Veranstaltungen würdigenjüdisches Leben über die Jahrhunderte bisheute. Wesentliche Leistungen der Juden in derKultur und nicht nur in Wissenschaft und Wirtschaft gehören zu Deutschland.Mit Deutschland auf das Engste verbunden istzudem die Entstehung des jüdischen Staates.Unzählige Juden hätten in Zeiten der Verfolgung sicheren Schutz gefunden, wäre Israelzehn Jahre früher entstanden.Die Geschichte verbindet Israel und Deutschland stärker als andere Länder. Die friedlicheZukunft Israels mit seinen Nachbarn liegtDeutschland am Herzen. Deshalb gehörtdie vielseitige Sicht auf Israel zum Wesen, Verdienst und Erfolg der Kulturtage. Sie wider setzt sich den gefährlichsten Formen desheutigen Antisemitismus, der Infragestellungund der Verweigerung des Existenzrechts desjüdischen Staates. Auch dafür gilt unser Dank.Den Besucherinnen und Besuchern der Kulturtage wünschen wir interessante Erlebnisse undErfahrungen.Ihr Reinhard SchrammVorsitzender der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen3
Auf dem Weg ins zweiteVierteljahrhundertDie 26. Thüringer Tage der jüdisch- israelischen Kultur – ein zweitesVierteljahrhundert, eine neue Generation dieser herbstlichen Kulturtage im Freistaat hat begonnen. Als2018 neugewählter Vorsitzender desTrägervereins danke ich von Herzenallen Aktiven im Verein und in derProjektleitung, allen Menschen in derThüringer Staatskanzlei, in den Thüringer Ministerien, in den kommunalen Rathäusern, in den Stiftungen, denKirchengemeinden und nicht zuletztder Jüdischen Landesgemeinde, diemit zum bisherigen Erfolg dieser Festund Gedenktage beigetragen habenund dazu, dass es sie immer noch undgut unterstützt gibt.Ein neuer Anfang in diesem Jahr zeigtsich in einem neuen Projektleiter, Michael Dissmeier, dem ich auch deshalb danke, weil seine »Handschrift«in der Programmgestaltung deutlichwerden lässt, was der Vorstand sicherhofft: Veranstaltungen jüdisch-israelischer Kultur, besonders auch inden vielen Thüringer Orten, in denenjüdisches Leben seit achtzig Jahrennicht mehr existiert, wohl aber eineFülle ehrenamtlich Engagierter lebt,die Erinnerung wachhalten, Gedenkenöffentlich machen und so sichtbarwerden lassen, dass die Vergangenheit unser Handeln heute und morgenfür Freiheit, Vielfalt und Demokratieprägt.4Foto: privatEinen neuen Anfang begehen wir auchin einer verbindlichen und freundschaftlichen Kooperation mit denACHAVA Festspielen. Wir sind keineKonkurrenz, wie manche meinen,sondern bereichern einander ebensowie die Kulturlandschaft im Freistaat.Das gilt auch für den Dritten im thematischen Festivalbogen, den YiddishSummer Weimar, mit dem wir nichtnur dann verbunden sind, wenn dieserauf ungehörige Weise diffamiert wird.Die drei Festivals können den Reichtum zerstörter jüdischer Lebensäußerungen nicht wiederbeleben. Wohlaber erlebbar werden lassen, welchneuen Reichtum es gibt: Entstanden insiebzig Lebensjahren des Staates Israelund wachsend in der Verbundenheitmit einer neuen jüdischen Gemeindemit alten Wurzeln. Und das ist Teilunserer Thüringer Identität.Ihr Ricklef MünnichVorsitzender des Fördervereins für jüdischisraelische Kultur in Thüringen e. V.
Foto: privatDie verwirklichte UtopieDie israelische Unabhängigkeitserklärung vom 14. Mai 1948 enthält einigenoch heute zukunftsweisende Sätze.Der Staat Israel »wird sich der Entwicklung des Landes zum Wohle allerseiner Bewohner widmen. Er wird aufFreiheit, Gerechtigkeit und Friedenim Sinne der Visionen der ProphetenIsraels gestützt sein. Er wird all seinenBürgern, ohne Unterschied von Religion, Rasse und Geschlecht, sozialeund politische Gleichberechtigungverbürgen. Er wird Glaubens- und Gewissensfreiheit, Freiheit der Sprache,Erziehung und Kultur gewährleisten.«Diese glühende, utopische Sehnsuchtder Staatsgründer nach einer laizistischen, liberalen und streitbarenDemokratie steht heute eher im Hintergrund, wenn man in Deutschlandan Israel denkt. Oft ist unser Blickvon Vereinfachungen und SchwarzWeiß-Denken geprägt, die Israel nichtgerecht werden, nicht seiner streitlustigen Demokratie, nicht den ungeheuren wissenschaftlichen, wirtschaftli-chen und kulturellen Erfolgen, nichtder faszinierenden Integrationskraftdes Schmelztiegels Israel.Es gibt im Nahen Osten keine einfachen Antworten und vor allem keineeinfachen Lösungen der inneren undäußeren Konflikte Israels. Die Aufbruchsenergie von Theodor Herzlsberühmtem Satz »Wenn ihr wollt, istes kein Märchen« ist jedoch ungebrochen und nährt die Faszination derjahrtausendealten jüdischen Kulturimmer aufs Neue. Und die Schwierigkeiten bei der Verwirklichung einerUtopie sprechen nicht im Mindestengegen die Utopie selbst.Die 26. Thüringer Tage der jüdisch-israelischen Kultur möchten einen Beitrag leisten, unseren Blick auf Israelzu weiten. Lassen Sie sich möglichstwenige Veranstaltungen entgehen!Michael DissmeierProjektleiter der 26. Thüringer Tage der jüdisch-israelischen Kultur5
Eröffnungsveranstaltungder 26. Thüringer Tage derjüdisch-israelischen KulturT er minSonntag,4. November 2018, 16 UhrBerkach/Grabfeld,SynagogeEintritt 10 / 8 (erm.)InfoGrußworteMinisterpräsidentBodo Ramelow, Schirmherrder 26. Thüringer Tage derjüdisch-israelischen KulturProf. Reinhard Schramm,Vorsitzender der JüdischenLandesgemeindeVortragProf. Johannes Heil,Rektor der Hochschule fürJüdische Studien HeidelbergMusikSveta Kundish – GesangPatrick Farrell – AkkordeonMit freundlicherUnterstützung des Zentralratsder Juden in DeutschlandWer die Synagoge in Berkachbetritt, ist sofort von der Schönheit dieses ganz besonderenOrtes überwältigt. Gleichzeitigempfindet man tiefe Trauer.Die Existenz des Gotteshausesbezeugt auf der einen Seite,wie sehr die jüdische Kulturvor 1933 die deutsche Kulturbereichert hat. Und ist aufder anderen Seite beredtesMahnmal für die Judenvernichtung, die ein fanatisiertesdeutsches Volk von 1933 bis1945 so akribisch betrieb. Ein„Versammlungs- und Lehrhaus“(griechisch: Synagoge), ein fürThüringens Kulturleben zuentdeckender Ort, den wir insBewusstsein der Öffentlichkeitrücken möchten.Nach Grußworten von Ministerpräsident Bodo Ramelow und Prof. ReinhardSchramm wird Prof. JohannesHeil den Eröffnungsvortraghalten. Er ist an der Hochschule für Jüdische StudienHeidelberg Inhaber desIgnatz- Bubis-Lehrstuhls für Geschichte, Religion undKultur des europäischenJudentums.6
Synagoge in Berkach, Foto: Thomas MeierSveta Kundish & Patrick Farrell,Foto: Manuel MietheDie Sängerin und KantorinSveta Kundish und der Akkordeonist Patrick Farrell sindzwei der bekanntesten undangesehensten Klezmermusiker ihrer Generation. Das Duoist für seine emotionalen undfesselnden Auftritte bekannt.Für das Eröffnungskonzertder 26. Thüringer Tage derjüdisch-israelischen Kulturhaben Kundish und Farrell eigens das Programm ›A YiddishMozaik‹ entwickelt, dastraditionelle jiddische Lieder,Kantorgesänge und Klezmer- Melodien zu einem unvergesslichen Abend vereint, derneue und alte osteuropäischejüdische Musik präsentiert.7
Roman eines SchicksallosenEine szenische Lesung aus dem Romanvon Imre KertészT er mineSamstag,3. November 2018, 19.30 Uhr(Premiere)Erfurt, Erinnerungsort Topf &Söhne Eintritt freiSonntag,4. November 2018, 17 UhrMühlhausen, SynagogeEintritt 8 / 5 (erm.)Mittwoch,7. November 2018, 19 UhrThemar, Amtshaus (Trausaal)Eintritt freiDonnerstag,8. November 2018, 19.30 UhrJena, KassablancaEintritt 8 / 5 (erm.)Freitag,9. November 2018, 20 UhrWeimar, Deutsches National theater, e-werk, KesselsaalEintritt 10 / 6 r.de, 03643/755334Dienstag,13. November 2018, 19 UhrArnstadt, Dokumentations zentrum Jonastal Eintritt freiMittwoch,14. November 2018, 19 UhrMeiningen, LiteraturmuseumBaumbachhausEintritt 6 / 4 (erm.)Sonntag,18. November 2018, 14 UhrApolda, Prager-HausEintritt freiInfoMarkus Fennert – LesungHaruna Kinugasa –Englisch-HornMichael Dissmeier – Leitung8Kertész’ epochaler Roman enthält eine überraschende und verstörende Perspektive aufdie Geschehnisse in den Lagern Auschwitz,Buchenwald, Zeitz und Ohrdruf (Außenlagerdes KZ Buchenwald). Der fünfzehnjährigeHeld beschreibt innenperspektivisch, ohnezu verurteilen, das Zweckmäßige und Wohlgeordnete der Lagerwelt. Er moralisiert nicht.Er beschreibt Buchenwald mit den Augen desTeenagers, der eine neue, bislang unbekannteWelt betritt, die ihn fasziniert. Der Protagonistempfindet sich als Teilnehmer einer unerwarteten Reise voller Abenteuer aber auch vollerextremer körperlicher Entbehrungen.Aus dieser literarisch genialen Perspektiveheraus gelingt es Kertész, die vorgefertigteHaltung des Lesers und Hörers zutiefst zuerschüttern. Vor allem die moralisch wohlfeileErklärung der nationalsozialistischen Gräuel taten als »Tragödie« und der Erlebnisse derOpfer als schreckliches »Schicksal« fällt in sichzusammen. Die Realität der Lager wird vonKertész als Abfolge realer Schritte beschrieben,die von Menschen gemacht sind und nichtsSchicksalhaftes an sich haben.
Eingangstor zum KZ Buchenwald,Foto: wikimedia commons / Pascal RehfeldtDie Premiere im Erinnerungsort Topf & Söhne eröffneteine Aufführungsserie, diedie Lesung an sieben weiterenThüringer Orten präsentiert,die mit der Schoah in Verbindung stehen.Der renommierte Film- undTheaterschauspieler MarkusFennert, der sich auch als Hörbuchsprecher einen Namengemacht hat, wird bei dieserLesung begleitet und kontrastiert vom Englisch-Horn, demzentralen Trauerinstrumentder klassischen Musik.9
Antjes WeltempfängerEnsemble SuraEine musikalische Weltreise mit Antje TaubertT er mineSamstag,3. November 2018, 19 UhrGera, TrinitatiskircheAntjes WeltempfängerEintritt 8 / 5 (erm.)Samstag,10. November 2018, 18 UhrArnstadt, Restaurant TanyaHardingEnsemble SuraGeschmacksreise Israel s.Seite 31Samstag,17. November 2018, 19 UhrHolzhausen (AmtWachsenburg),DreifaltigkeitskircheEnsemble SuraEintritt 10 / 8 (erm.)InfoAntjes WeltempfängerAntje Taubert – KlarinetteConny Sommer – PercussionJule Seggelke – AkkordeonEnsemble SuraAntje Taubert – KlarinetteBasel Alkatrib – OudGhandi Aljrf – PercussionFoto: Jörg Singer10
Antjes WeltempfängerMit ihrem Programm AntjesWeltempfänger sendet die Klarinettistin Antje Taubert aufder Frequenz (Ost-) Europa.Klezmer-Musik und Klängedes Balkan mischen sich miteigenen Kompositionen, zudenen sie sich als Weltempfänger von der ganzen Weltinspirieren lässt: von jiddischen Klängen, ungarischenund rumänischen Hirtenele gien oder der Energie afrikanischer Tänzer und Trommler.Sie musiziert dabei auf derKlarinette mit ihren KollegenJule Seggelke am Akkordeonund Conny Sommer an derPercussion.Gehen Sie mit AntjeTaubert auf diese spannendeEntdeckungsreise und lernenSie ihr Instrument, die Klarinette, in all ihren Klangfarben kennen. Ein Instrument,mit dem Antje Taubert singen,weinen und lachen kann. Stellen Sie Ihre Ohren also aufEmpfang – Antje Taubert gehtauf Sendung !Ensemble SuraDie Kultur Arabiens ist so reichan Geschichte und Geschichten,an Mythen und Klängen, dassman davon problemlos »tausendundeine Nacht« lang erzählenund ihnen mit der Musik einespannende, exotische Noteschenken kann. Das EnsembleSura begibt sich musikalischauf die Suche nach den K längen,die unser Abend- mit dem Morgenland verbinden.Gemeinsam mit ihren Kollegen Basel Alkatrib undGhandi Aljrf spielt Antje Taubert an der Klarinette klassische syrische Musik, jiddische Tänze und Lieder, die sichzum Großteil um das Schönsteder Welt drehen: die Liebe.Basel Alkatrib musiziert dabeiauf der Oud, einem aus demVorderen Orient stammendenLauteninstrument, währendGhandi Aljrf singt und perkussiv begleitet.11
Der Kaiser von AtlantisKammeroper von Viktor UllmannIn der Fassung für Klavierquartett von Georg KriegerSzenisches Konzert mit Sprecher und FigurenT er minSonntag,4. November 2018, 16 UhrArnstadt, Musikschule(Haus zum Palmbaum),großer SaalEintritt 10 / 8 (erm.)InfoEnsemble MajoreYuki Nishio – KlavierGundula Mantu – ViolineThomas Frischko – ViolaEugen Mantu – VioloncelloReinhard Schwalbe –Sprecher›Der Kaiser von Atlantis‹ ist ein modernesMysterienspiel. Die Autoren beziehen denMythos des untergegangenen Atlantis auf ihreGegenwart – die des KZs Theresienstadt. IhreBotschaft ist zeitlos.Kaiser Overall ruft den Krieg »aller gegen alle«aus, er will sich selbst zum Herrn über Lebenund Tod machen. Der Tod findet sich verhöhnt,er beschließt, der Menschheit eine Lehre zuerteilen: Von nun an will er niemanden mehrsterben lassen.Der jüdische Komponist Viktor Ullmann, Schüler von Arnold Schönberg, wurde im September 1942 nach Theresienstadt deportiert. Erorganisierte im Lager Musikveranstaltungenund komponierte in zwei Jahren dreiunddreißig Werke; darunter sein bedeutendstes: in Zusammenarbeit mit seinem kongenialen Textautor Peter Kien die Kammeroper ›Der Kaiser vonAtlantis‹ oder ›Die Tod-Verweigerung‹. ViktorUllmann, sein Librettist Peter Kien und eingroßer Teil des Theresienstädter Ensembleswurden im Herbst 1944 in Auschwitz ermordet. Das Manuskript jedoch hat überlebt. Erstdie späte Uraufführung der Kammeroper fastdreißig Jahre nach ihrer Niederschrift, 1975 inAmsterdam, machte Viktor Ullmanns Namenwieder einer breiteren Öffentlichkeit bekannt.12
Foto: Lutz EdelhoffUllmann hinterließ uns ein Meisterwerk: Eine Anklage gegen denWahnsinn des Krieges, musikalische Momente von atemberaubender Schönheit und eine Botschaftder Hoffnung.13
Beats and PiecesBauhaus 100 – White City Jazz – Tel AvivT er minDienstag,6. November 2018, 20 UhrJena, Café Matan Chapnizky – Saxophonund KompositionenRan Levi – BassAdam Cohen – DrumsIn Zusammenarbeit mit derJazzmeile Thüringenwww.beatsandpieces.infoFoto: Youval HaiNachdem er jeweils drei Jahre lang mit demweltbekannten Bassisten Omer Avital und mit›Yemen Blues‹ aufgetreten ist, gründete MatanChapnitzky sein eigenes Trio-Projekt ›Beatsand Pieces‹ mit Bassist Ran Levi und Schlagzeuger Adam Cohen.Der kraftvolle Jazz, den die israelischeBand spielt, ist beeinflusst von dem Minimalismus und der Klarheit britischen Rocks undder Vitalität westafrikanischer Musik. 2015gegründet, tourte die Band durch Indien, dieSchweiz und Israel. Ihr Debütalbum ›Beats andPieces‹ wurde 2016 bei Rabbit Records veröffentlicht.14
Ulrich Alexander Boschwitz –Der ReisendeIn der Reihe ›Neu aufgeblättert‹Torsten Unger (MDR) im Gespräch mit dem Herausgeber Peter GrafUnter dem Eindruck der Novemberpogrome1938 in Deutschland schrieb Ulrich AlexanderBoschwitz seinen Roman über Otto Silbermann, einen Kaufmann, Großbürger unddeutschen Patrioten. Binnen weniger Tagewird Silbermann als Jude zum Aussätzigen inNazi-Deutschland, verliert alles und irrt querdurchs Land.Boschwitz’ Buch erschien 1939 in englischerSprache und liegt nun erstmals auf Deutschvor. 1935 emigrierte Boschwitz und kam als27-Jähriger bei einem deutschen Torpedoangriff auf das Schiff um, das ihn nach Englandbringen sollte. Sowohl der Roman selbst alsauch das Schicksal des Autors berühren undverstören gleichermaßen.T er minMittwoch,7. November 2018, 19.30 UhrErfurt, Haus DacherödenEintritt 10 / 8 (erm.):www.herbstlese.deInfoIn Zusammenarbeit mit derErfurter HerbstlesePodiumNadja Robiné – LesungTorsten UngerPeter GrafTorsten Unger (MDR) stellt in der Reihe ›Neuaufgeblättert‹ das Buch im Gespräch mit demHerausgeber Peter Graf vor. Es liest Nadja Robiné, Schauspielerin am DNT Weimar.Ulrich Alexander Boschwitz, Archiv des Leo Baeck-InstitusNew York / Berlin15
Vortragsreihe ›70 Jahre Isr ael‹Geschichte und Strömungendes ZionismusVortrag von Prof. Christian Wiese,Universität Frankfurt/MainT er minDienstag,6. November 2018, 19 Uhr,Erfurt, Kleine SynagogeEintritt 8 / 5 (erm.)Kombi-Ticket für die vierVorträge der Reihe in derKleinen Synagoge Erfurt:20 / 15 (erm.)InfoIn Zusammenarbeitmit der Deutsch- Israelischen-Gesellschaft,Arbeitsgemeinschaft ErfurtFoto: BoeckhelerDer Zionismus ist die Bewegung, diezur Gründung des Staates Israelführte. Nicht selten als politischerKampfbegriff verwendet, entzieht sichder Begriff einer eindimensionalenDefinition. Eigentlich handelt es sichaber beim Zionismus um eine facettenreiche und vielstimmige politische,kulturelle und zum Teil auch religiöseBewegung, deren ideologische Ursprünge in Europa liegen und derenpolitische Vorstellungen ihre vielfältigen Spuren in der Realität des StaatesIsrael gefunden haben.Der Vortrag stellt die unterschiedlichen nationaljüdischen Konzepte despolitischen Zionis mus (Theodor Herzl),des Kulturzionismus (Achad Ha’am,Martin Buber), des religiösen Zionismus (Abraham I. Kook), des sozialistischen Zionismus (A. D. Gordon) unddes Zionismus-Revisionismus (Vladimir Z. Jabotinski) vor und schlägt denBogen bis zu neueren Debatten überden Postzionismus.Christian Wiese ist Inhaberder Martin- Buber-Professurfür Jüdische Religionsphilosophie an der Goethe UniversitätFrankfurt.16
Matzpen – Eine andereisraelische GeschichteVortrag von Dr. Lutz Fiedler,Selma Stern Zentrum für Jüdische Studien›Matzpen‹, das hebräische Wort für Kompass, war auch der Name jener politischenGruppierung, die nach dem Sechstagekriegwie kaum eine zweite die gesamte israelischeGesellschaft in Atem halten sollte. Mit derForderung nach einem Rückzug aus den kurzzuvor besetzten Gebieten stellte sich Matzpenaußerhalb des gesellschaftlichen K onsenses.Schon lange vor dem Junikrieg erachtete dieGruppe, die 1962 als Abspaltung von der Kommunistischen Partei Israels entstanden war,den Konflikt zwischen Arabern und Juden alsauf nationalstaatlicher Grundlage für nicht lösbar. Demgegenüber propagierte Matzpen einesozialistische Revolution im Nahen Osten undforderte die Anerkennung der Existenz einerindigenen hebräischen Nation.T er mineSamstag,10. November 2018, 19 UhrErfurt, Kleine SynagogeEintritt 8 / 5 (erm.)Kombi-Ticket für die vierVorträge der Reihe in derKleinen Synagoge Erfurt:20 / 15 (erm.)Sonntag,11. November 2018, 17 UhrGera, StadtmuseumEintritt freiInfoIn Zusammenarbeit mit derFriedrich-Ebert-Stiftung,Landesbüro ThüringenEs ist diese vielfältige Geschichte der israelischen Neuen Linken, die Lutz Fiedler inseinem Vortrag erzählen wird, um dabeieinen neuen Blick auf eine andere israelische Geschichte zu werfen.Dr. phil. Lutz Fiedler ist Postdoktoranddes Selma Stern Zentrums für J üdischeStudien Berlin-Brandenburg an der Humboldt-Universität zu Berlin. Er hat Mittlereund Neuere Geschichte und Philosophiean der Universität Leipzig studiert undpromovierte zur Matzpen-Gruppierung.Von 2014 bis 2017 war Fiedler als Postdoc-Fellow an der Hebräischen Universität in Jerusalem tätig.Foto: privat17
Vortragsreihe ›70 Jahre Isr ael‹›70 Jahre Israel‹Chaim Noll liest Geschichten aus dem israelischen AlltagT er mineDienstag,13. November 2018, 19 UhrErfurt, Kleine SynagogeEintritt 8 / 5 (erm.)Kombi-Ticket für die vierVorträge der Reihe in derKleinen Synagoge Erfurt:20 / 15 (erm.)Mittwoch,14. November 2018, 19 UhrMühlhausen, SynagogeEintritt 5 / 3 (erm.)Donnerstag,15. November 2018, 19 UhrArnstadt, Haus zur RebentürEintritt frei, um Spenden wirdgebetenInfoIn Zusammenarbeit mit der Friedrich-Naumann-Stiftungfür die Freiheit, RegionalbüroMitteldeutschlandFoto: Francisca Perez18Chaim Noll liest Geschichten aus demisraelischen Alltag aus seinen Erzählungsbänden ›Schlaflos in Tel Aviv‹(2017) und ›Kolja‹ (Neuausgabe 2018).Über letzteren schrieb die Süddeutsche Zeitung: »Chaim Noll beobachtetmit der Genauigkeit eines Chronisten.Am Ende steht nicht ein anderes Israel,sondern viele. Manche Erzählungenlesen sich zunächst wie Parabeln. Nollevoziert schnelle Interpretationenentlang bekannter Konfliktlinien –orthodox/säkular, jung/alt, jüdisch/muslimisch – setzt sie aber dann mitspürbarem Vergnügen hinterrücksaußer Kraft.«Noll wurde 1954 in B erlingeboren, als Sohn des Schriftstellers Dieter Noll. 1984verließ er die DDR und lebtseit 1995 in Israel. Er hatzahlreiche Romane, Erzählungen und Essays veröffentlicht,darunter ›Der goldene Löffel‹(1989) und ›Die Synagoge‹(2014). Seine Bücher erscheinen im Verbrecher Verlag.
Die Einsamkeit IsraelsÜber die Existenzbedingungen des jüdischenStaates und die iranische BedrohungVortrag von Dr. Stephan Grigat, Universität WienT er mineDienstag,13. November 2018, 18.30 UhrSondershausen, Bürgerzentrum CruciskircheEintritt freiMittwoch,14. November 2018, 19 UhrErfurt, Kleine SynagogeEintritt 8 / 5 (erm.)Kombi-Ticket für die vierVorträge der Reihe in derKleinen Synagoge Erfurt:20 / 15 (erm.)Foto: Jüdisches Museum Wien / Sonja BachmayerIn der deutschen Nahost-Diskussiontrifft man immer wieder auf die Behauptung, der Antisemitismus in denarabischen und islamischen Ländernsei ein › Resultat‹ des Nahost-Konflikts.Der Vortrag will hingegen verdeutlichen, inwiefern der arabische undislamische Antisemitismus eine derzentralen ›Ursachen‹ dieses Konfliktes ist, dessen Verlauf maßgeblichbestimmt hat und bis heute prägt.Ebenso wird es um die KonfrontationIsraels mit dem iranischen Regimeund der Hisbollah vor dem Hintergrund des mittlerweile von den USAaufgekündigten Atomabkommensgehen. Wie kann es zu einer Verbesserung der Situation für alle Menschenim Nahen Osten kommen?Stephan Grigat ist ResearchFellow am Moses MendelssohnZentrum Potsdam, ResearchFellow am Herzl Institutefor the Study of Zionism andHistory der University ofHaifa und W issenschaftlicher Direktor von STOP THE BOMBin Ö sterreich.19
Der Mensch liebt es nicht,gehasst zu werdenFritz Bernstein – Staatsgründer Israelsund früher Antisemitismusforscher aus ThüringenVortrag von Christoph GannT er minMittwoch,7. November 2018, 19.30 UhrMühlhausen, Haus der KircheEintritt freiFritz Bernstein, 1890 in Meiningen geboren,gehörte zu den Staatsgründern Israels. Erwuchs in Meiningen auf und lebte in Eisenach.Zunächst in die Niederlande ausgewandert,emigrierte er 1936 nach Palästina. 1948 gehörteer zu den Unterzeichnern der israelischen Unabhängigkeitserklärung und war von 1948–1949und von 1952–1955 israelischer Handelsminister.Im Mittelpunkt des Vortragssteht neben Bernsteinsfesselnder Biografie seine Forschung über den Antisemitismus. Sein Buch ›Antisemitismus als Gruppenerscheinung‹(1926) bewertet den Antisemitismus als unbesiegbare Formder Gruppenfeindschaft undzeigte damit bereits 1926 auf,dass die Gründung eines eigenen Staates für die Juden vongrößter Wichtigkeit war. ImVortrag wird auch auf seineSicht auf Araber in Palästinaeingegangen.Christoph Gann ist Richteram Landgericht Meiningen,Präses der Kreissynode desevangelischen KirchenkreisesMeiningen und Vorsitzenderder B.M.Strupp-Stiftung.20
»Was die Geschichte überliefert, wird unslebendig aus unserem eigenen Zeitalter«(Karl Jaspers, 1949)Ein Blick auf die Novemberpogrome nach 80 JahrenVortrag von Ricklef MünnichWährend die weitgehende Vernichtung des europäischen Judentums außerhalb der Grenzendes Deutschen Reiches erfolgte, geschah dieAusgrenzung, Diffamierung, Enteignung undVerfolgung der deutschen Jüdinnen und Judenund ihrer Familien vor aller Augen. Hundertegingen an den Trümmern der Erfurter Synagoge und zerstörter Geschäfte vorüber, um amMartinstag 1938 auf dem Domplatz Gott zumLobe zu singen. Was hat das mit den Menschengemacht? Welche Nachwirkungen lassen sichbeobachten? Gibt es Folgerungen?Die Große Synagoge in Erfurt, zerstört in der Reichspogromnacht 1938, Foto: Stadtarchiv ErfurtT er minMittwoch,7. November 2018, 19 UhrErfurt, Kultur- und Bildungszentrum der JüdischenLandes gemeinde ThüringenEintritt freiDas Kultur- und Bildungszentrumder Jüdischen LandesgemeindeThüringen am Juri-Gagarin-Ring21 besteht seit 2001. Gegründetwurde es, weil die Gemeinde beträchtlich gewachsen war und dieNotwendigkeit bestand, zusätzliche Kultur- und Bildungsangebotefür die Mitglieder anzubieten.Das Zentrum lädt zu Veranstaltungen ein, die das jüdischeLeben in Thüringen, Deutschlandund der ganzen Welt thematisieren – Konzerte, Theatervorstellungen, Seminare, Informationsveranstaltungen undDiskussionen. Darüber hinausfördert das Zentrum die Wissensvermittlung über das religiöseund kulturelle Leben der Juden.Ricklef Münnich ist Vorsitzenderdes Fördervereins für jüdisch- israelische Kultur und Sprecherder ›Arbeitsgemeinschaft Kircheund Judentum in Thüringen‹.21
Das Gold der anderenMirjam Pressler liest aus dem Manuskript ihres nochunveröffentlichten Jugendbuchs zum Erfurter SchatzT er minDonnerstag,8. November 2018, 19 UhrErfurt, Alte SynagogeEintritt 15 / 10 (erm.)22Mirjam Presslers im Entstehen begriffenes Jugendbuch erzählt von derGeschichte des jüdischen Schatzes vonErfurt. Das Buch verknüpft zwei Zeit ebenen – die Zeit kurz vor 1349, demJahr des Erfurter Pogroms, und unsereGegenwart: Eine Kunsthistorikerinunserer Zeit untersucht die Geschichtedes Erfurter Schatzes. Sie hat einevierzehnjährige Tochter, die sichweder für mittelalterliche G eschichtenoch für die Forschungen ihrer Mutterinteressiert. Bis die Mutter herausfindet, dass Kalman von Wiehe, derdamalige Besitzer des Schatzes, derdie wertvollen Stücke kurz vor demPogrom vergrub, ebenfalls eine vierzehnjährige Tochter hatte. Zwischenbeiden Mädchen entspinnt sich eineBeziehung – über die Distanz vonmehr als 600 Jahren.
Karin Seggelke / Beltz & GelbergMirjam Pressler gilt als eine der erfolgreichsten deutschen Kinder- und Jugendbuchautorinnen, schreibtaber auch Bücher für Erwachsene und arbeitet alsÜbersetzerin. Für ihr »herausragendes literarischesGesamtwerk« erhielt Mirjam Pressler 2017 den renommierten Literaturpreis der Landeshauptstadt München.Das Besondere ihrer schriftstellerischen Tätigkeitliegt in der Grenzüberschreitung, die sich auf verschiedenen Ebenen vollzieht: Sie schreibt für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Sie übersetzt Meisterwerke derinternationalen Literatur und öffnet diese für deutscheLeser durch ihre Meisterschaft im Übersetzen, wie beiAmos Oz’ Roman ›Judas‹, für dessen Übersetzung sie zuRecht gleich mehrere Auszeichnungen erhielt.23
Jerusalem DuoEine neue Stimme der klassischen KammermusikT er mineDonnerstag,8. November 2018, 19 UhrErfurt, LutherkircheEintritt 10 / 7 (erm.)Freitag,9. November 2018, 19 UhrEisfeld, DreifaltigkeitskircheGedenkveranstaltung »80Jahre Novemberpogrome«In Zusammenarbeit mit demLions Club EisfeldGrußwort von Prof. ReinhardSchramm, Vorsitzender derJüdischen LandesgemeindeThüringenEintritt 15 / 5 (erm.)Der Erlös des Konzerts wirdfür eine Gedenktafel für dieermordeten HildburghäuserJuden gespendet.Samstag,10. November 2018, 19 UhrGotha, Schloss Friedenstein(Orangenhaus)Eintritt 10 / 7 (erm.)Sonntag,11. November 2018, 17 UhrMühlhausen, RathaushalleEintritt: Vorverkauf 12 /10 (erm.)Abendkasse 14 /12 (erm.)Eintrittskarten: [email protected]
Sparkasse Arnstadt-Ilmenau Sparkasse Gera-Greiz Sparkasse Mittelthüringen Sparkasse Unstrut-Hainich Landeszentrale für politische Bildung Thüringen Friedrich-Ebert-Stiftung, Landesbüro Thüringen Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, Regionalbüro Mitteldeutschland Heinrich-Böll