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E-Kollaboration – Online Lernen mit Google DriveEine empirische Studie über die Resultate von Lernen mit GoogleDrive in der HochschullehreHausarbeit zum Modul 2„Anwendungsbezogene Bildungsforschung“Modulbetreuung:Dr. Sebastian VogtAnne MartinBurkhard Raueangefertigt im WS 2014/15MA Bildung und Medien - eEducationan der FernUniversität in HagenvonNora UlbingSt. Margarethenweg 2, 9081 ReifnitzTel.: 0043 699 19040004Mail: [email protected]. 8653011Themenstellung am 12. Jänner 2015Vorgelegt am 23. März 2015
Inhaltsverzeichnis1Einleitung.62E- ‐Kollaboration–einLernarrangement.82.1 Begriffliche Abgrenzungen.82.1.1 Kollaboratives Lernen vs. kooperatives Lernen.82.1.2 CSCL vs. CSCW.92.2 Online Lernen mit Google Drive.102.3 Ziele und Vorteile von E-Kollaborationstechnologien.112.4 Untersuchungsleitende Forschungsfrage und Hypothesen.113ForschungsstandE- .1 Untersuchungsobjekte.124.2 Untersuchungsmaterial.134.3 Untersuchungsdurchführung.144.4 Auswertung der Daten.145EmpirischeErgebnisse.155.1 Darstellung der Ergebnisse.155.1.1 E-Learning allgemein.155.1.1.1 Selbsteinschätzung der IT-/Computerkenntnisse.155.1.1.2 Online Zusammenarbeit vor Studienbeginn.155.1.2 Nutzung von Google Drive.155.1.2.1 Verwendung von Google Drive.155.1.2.2 Verwendung der Google Drive Software.165.1.3 Online Arbeiten mit Google Drive im Rahmen der Schulpraktischen Studien.165.1.3.1 Gruppengröße Schulpraxis.165.1.3.2 Nutzung von Google Drive im Zuge der Unterrichtsplanung.165.1.3.3 Bearbeitung der bisherigen Unterrichtsplanungen.175.1.3.4 Kommunikationsformen während der Unterrichtsplanung.175.1.3.5 Vernetzung beim Bearbeiten der Unterrichtsplanung.185.1.4 Persönliche Haltung.185.1.4.1 Befürwortung der Verwendung von Google Drive in der Schulpraxis.185.1.4.2 Empfehlung von Google Drive.185.1.4.3 Sonstige Anmerkungen zum Einsatz von Google Drive in der Schulpraxis.185.1.5 Angaben zur Person.195.1.5.1 Angabe des Geschlechts und Alters.195.2 Diskussion der Ergebnisse anhand der - ‐FragebogenzurDatenerhebung.31AnhangC- ‐StatistischeDarstellungen.352
AbbildungsverzeichnisAbbildung 1: Selbsteinschätzung der IT-/Computerkenntnisse .39Abbildung 2: Nutzung von Google Drive – Dokumente bearbeiten .39Abbildung 3: Nutzung von Google Drive – Fotos hochladen .39Abbildung 4: Nutzung von Google Drive – Videos hochladen .39Abbildung 5: Nutzung von Google Drive – PDF-Dateien hochladen .40Abbildung 6: Google Drive Software – Google Docs .40Abbildung 7: Google Drive Software – Google Tabellen .40Abbildung 8: Google Drive Software – Google Präsentationen .40Abbildung 9: Google Drive Software – Google Formulare .41Abbildung 10: Google Drive Software – Google Zeichnungen .41Abbildung 11: Gruppengröße in der Schulpraxis .41Abbildung 12: Nutzung von Google Drive im Zuge der Planungen .41Abbildung 13: Bearbeitung der Planung alleine .42Abbildung 14: Bearbeitung der Planung mit einem Teamkollegen .42Abbildung 15: Bearbeitung der Planung mit bis zu zwei Teamkollegen .42Abbildung 16: Bearbeitung der Planung mit bis zu drei Teamkollegen .42Abbildung 17: Bearbeitung der Planung mit bis zu vier Teamkollegen .43Abbildung 18: Einsatz des/der Google Drive Chat/Kommentarfunktion.43Abbildung 19: Einsatz von WhatsApp (od. anderen Instant Messenger) .43Abbildung 20: Einsatz von Telefonie .43Abbildung 21: Einsatz von Facebook (od. anderen Soz. Netzwerken) .44Abbildung 22: Einsatz von SMS .44Abbildung 23: Einsatz von Skype (od. anderen Videotelefoniediensten) .44Abbildung 24: Vernetzung mit Praxislehrer .44Abbildung 25: Vernetzung mit Praxisbetreuer .45Abbildung 26: Vernetzung mit Teamkollegen .45Abbildung 27: Befürwortung von Google Drive in der Schulpraxis .45Abbildung 28: Empfehlung von Google Drive .45Abbildung 29: Streudiagramm 1 zu Hypothese 3.46Abbildung 30: Streudiagramm 2 zu Hypothese 3.46Abbildung 31: Streudiagramm 3 zu Hypothese 3.463
TabellenverzeichnisTabelle 1: Aufbau des Fragebogens .13Tabelle 2: Datentabelle zur Verwendung von Google Drive .35Tabelle 3: Datentabelle zur Verwendung der Google Drive Software .35Tabelle 4: Datentabelle zur Bearbeitung der bisherigen Unterrichtsplanungen .35Tabelle 5: Datentabelle zu Kommunikationsformen während der Unterrichtsplanung .36Tabelle 6: Datentabelle zur Vernetzung beim Bearbeiten der Unterrichtsplanung .36Tabelle 7: Datentabelle zur Befürwortung der Verwendung von Google Drive in der Schulpraxis .36Tabelle 8: positive/negative Anmerkungen der befragten Personen .37Tabelle 9: Kreuztabelle Geschlecht*Alter .37Tabelle 10: Kreuztabelle Alter*Empfehlung zum gemeinsamen Arbeiten mit Google Drive .37Tabelle 11: Kreuztabelle Alter*Befürwortung von Google Drive in der Schulpraxis .38Tabelle 12: Kreuztabelle Nutzung Google Drive*Befürwortung Google Drive i. d. Schulpraxis .38Tabelle 13: Kreuztabelle Nutzung Google Drive*Empfehlung Google Drive .384
AbkürzungsverzeichnisCSCLComputer Supported Cooperative/Collaborative LearningComputergestütztes kooperatives/kollaboratives LernenCSCWComputer Supported Cooperative/Collaborative WorkComputergestützte kooperative/kollaborative ArbeitIKTInformations- und Kommunikationstechnologie bzw.Informations- und KommunikationstechnikNMSNeue MittelschulePHPädagogische HochschuleSPSSStatistical Package of the Social Sciences5
1 EinleitungE-Learning bzw. das Lernen und Arbeiten mit neuen Medien entwickelt sich kontinuierlich weiter und gewinnt in unserer Gesellschaft zunehmend an Relevanz. Hinsichtlich der Zukunft vonKommunikationstechnologie definiert McQuail (1999, p. 11) „New communication technologyis making more things possible, new knowledge and culture accessible, and it is increasing thespeed, power and efficiency of all organized activities“. Demgemäß hat sich nicht allein unsereKommunikationstechnologie verändert, zumal Boos (2009, S. 89) vielmehr erläutert, dass sich inden letzten zwanzig Jahren auch die Unterstützung der Didaktik durch Medien auf rasante Artund Weise entwickelt hat. Sonach hat sich das Lernen und Arbeiten mit neuen Kommunikationstechnologien im Bereich der Hochschullehre ebenso beständig integriert. Die Kommunikationmit Neuen Medien wird auch in Zukunft für die Lehre weiterhin von Bedeutung sein, insbesondere da die Europäische Kommission (europa.eu) in den acht Schlüsselkompetenzen für lebenslanges Lernen u.a. die „Computerkompetenz“ und die „Lernkompetenz – Lernen lernen“ festgelegt hat. Ist mit Computerkompetenz vor allem die Anwendung von IT und das Beherrschen vonIKT gemeint, so ist mit der Lernkompetenz „Lernen lernen“ die Fähigkeit des individuellen Lernens und des Lernens in der Gruppe gemeint (Ebd., 2015). Dabei bildet die individuelle Organisation und das Bewusstsein über die Nutzung von diversen Methoden und Möglichkeiten einenSchwerpunkt. Die Fähigkeit zum erfolgreichen „Lern-Handeln“ bezeichnen Mandl und Krause(2001) als Lernkompetenz welche die „Kompetenz zur Selbststeuerung“ und die „Kompetenzzur Kooperation“ erfordert. Sie geben ferner an, dass Informations- und Kommunikationstechnologien in der heutigen Wissensgesellschaft immer mehr von Bedeutung sind und darüberhinausdie „Fähigkeit zum reflektierten Umgang mit (neuen) Medien“ eine neue, übergeordnete Kompetenz darstellt (Ebd., S. 10). E-teaching.org (2015) gibt sogar an, dass Kommunikation und Gruppenarbeit aus der (universitären) Lehre nicht mehr wegzudenken sind. Primär bieten computergestützte Kooperationsprozesse (CSCW) einen großen Nutzen wenn Lernende1 räumlich voneinander getrennt sind, allerdings die Aufgabe haben als Gruppe zusammenzuarbeiten. Bei derAnwendung von kollaborativen Technologien steht gemäß Reinmann (2005) „teamzentriertesLernen“ im Vordergrund. Zudem soll damit „Wissensteilung und Problemlösen“ unterstütztwerden. Ein gemeinsamer, virtueller Austausch und zusammenarbeiten kann in virtuellen Räumen, auf Lernplattformen und mit speziellen CSCW-Tools erfolgen (vgl. Ebd., S. 105). Ein gegenwärtig sehr publikes Tool um kollaborativ zu lernen und zu arbeiten stellt Google Drive dar.Mit Google Docs hat man beispielsweise die Möglichkeit zur gleichen Zeit mit allen an einer1Aus Gründen der besseren Lesbarkeit bedient sich die vorliegende Arbeit männlicher Substantive, die weibliche Form derBegriffe ist stets mit eingeschlossen. Wenn möglich werden neutrale Bezeichnungen verwendet.6
Gruppenarbeit beteiligten Personen ein Dokument zu bearbeiten. Da Studierende der Lehrer- undLehrerinnenausbildung für Neue Mittelschulen der Pädagogischen Hochschule Kärnten – ViktorFrankl Hochschule, im Rahmen der Schulpraktischen Studien ihre Unterrichtsplanungen für ihreUnterrichtspraxis gemeinsam mit Google Drive erstellen müssen, wird dementsprechend in vorliegender Hausarbeit die E-Kollaboration, welche die gemeinsame elektronische Zusammenarbeit kennzeichnet, mit Google Drive näher analysiert.Welchen Effekt die Nutzung von Google Drive einerseits auf die E-Kommunikationsfähigkeitvon Lernenden und andererseits auf die Kollaborationsfähigkeit von Lernenden hat, stellt nichtnur die Forschungsfrage dar sondern ist indes ein Hauptmotiv der vorliegenden Hausarbeit. DesWeiteren ist es Ziel der Hausarbeit mittels Resultaten der durchgeführten empirischen Studiedurch Prüfung von drei Hypothesen darzulegen, inwiefern sich (1) die Nutzung von Google Drive auf die gemeinsame Unterrichtsplanung mit Lernenden und Lehrenden, (2) die kollaborativeVernetzung mit Lernenden und Lehrenden, sowie (3) die Akzeptanz von E-Kollaboration imStudium auswirkt. Könnte das Ergebnis der Hausarbeit vielleicht sein das Studierende computergestützte Kommunikations- und Kooperationsprozesse als konstruktiv ansehen und E-Kollaboration bzw. die Arbeit mit Google Drive auch weiterempfehlen würden? Könnte sich herausstellen, dass Google Drive als sinnvolles Tool in der Hochschullehre eingesetzt wird?Die vorliegende Arbeit strukturiert sich wie folgt:Im ersten Teil der Hausarbeit, dem theoretischen Teil, wird zunächst das Thema E-Kollaboration(Kap. 2) näher definiert. Zu Beginn werden begriffliche Abgrenzungen im Kontext von EKollaboration dargelegt. Nachfolgend wird auf das Online Lernen mit Google Drive eingegangen. Außerdem werden Ziele und Vorteile von E-Kollaborationstechnologien erläutert. Mit Endedes 2. Kapitels werden die Forschungsfrage und Hypothesen dargestellt. Kapitel 3 gibt eine kurze Information zum aktuellen Stand der Forschung über E-Kollaboration unter Berücksichtigungdes Einsatzes von Google Drive in der Hochschullehre.Der empirische Teil bildet den Schwerpunkt der vorliegenden Hausarbeit. Mit der Definition vonMethode und Forschungsdesign (Kap. 4) der durchgeführten Studie wird zunächst auf die Untersuchungsobjekte und das Untersuchungsmaterial eingegangen. Schließlich wird die Durchführung der Studie und die Auswertung der Daten dargestellt. Im darauffolgenden Kapitel 5 werdendie Ergebnisse der durchgeführten Studie ausführlich dargestellt (Kap. 5.1). Anschließend erfolgt die Diskussion der Ergebnisse anhand der Hypothesen (Kap. 5.2). Die Arbeit schließt miteiner Zusammenfassung und einem Ausblick über E-Kollaboration am Beispiel der PH Kärnten.7
2 E-Kollaboration – ein LernarrangementDer Begriff E-Collaboration (auch eCollaboration) heißt, wenn man diesen wörtlich aus der englischen Sprache übersetzt, „elektronische Zusammenarbeit“. Dabei basiert Kollaboration aufdem lateinischen Wort „laborare“ das für laborieren, arbeiten bzw. sich abmühen steht. Ist derBegriff E-Collaboration im englischen Sprachraum weitgehend verbreitet wird E-Kollaboration,das deutsche Pendant dazu im deutschsprachigen Raum, vergleichsweise gering verwendet. ImAllgemeinen werden andere Fachbezeichnungen, um nicht zu sagen konkretere Fachbegriffeangewendet, die computergestützte Zusammenarbeit darstellen. Symbolisiert der Begriff EKollaboration primär im Bildungsbereich eine Form von E-Teaching, hat sich dieser gleichzeitigim „E-Business“ (vgl. Kersten, Kern & Held, 2003) als auch im Wirtschaftsbereich als Fachwortfür eine „netzwerkbasierte, interaktive, intra- und/oder interorganisationale Zusammenarbeit“(Kollmann, 2015) etabliert. Gemäß Riemler (2009) bezeichnet E-Kollaboration die „Unterstützung bzw. Ermöglichung der Kommunikation, Koordination und Kollaboration von Menschen inverteilten Projekten, Prozessen und Teams in und zwischen Organisationsformen mittels Informations- und Kommunikationstechnik“. Er gibt weiter an das hierbei E-Kollaborationssystemeeingesetzt werden die eine Vielzahl von Funktionen anbieten. Etabliert sich als Grundvoraussetzung effizienten Arbeitens in unserer vernetzten und globalisierten Welt die „technische Unterstützung der Kommunikation und Zusammenarbeit“ in Gruppen und Projekten „in und zwischenUnternehmen“ (vgl. Ebd., S. 7), kann die Grundvoraussetzung effizienten Lernens indes auf denBereich der Lehre übertragen werden, zumal der Einsatz von IKT die Kommunikation und Zusammenarbeit in Form des Lernarrangements von E-Kollaboration im Rahmen von Gruppenarbeit unterstützen kann. Wie eine solche (kollaborative) Zusammenarbeit realiter im Bereich derHochschullehre erfolgt, wird im folgenden Kapitel näher dargestellt.2.1 Begriffliche AbgrenzungenUm ferner das Verständnis der durchaus differierenden Fachbegriffe rund um den Gegenstandvon E-Kollaboration im Kontext der vorliegenden Hausarbeit und der durchgeführten Studie zuunterstützen, werden im nachfolgenden Kapitel ihre Bedeutung sowie deren Verwendung definiert.2.1.1 Kollaboratives Lernen vs. kooperatives LernenWenngleich der Begriff E-Kollaboration die elektronische Zusammenarbeit zur Bedeutung hatund sonach im Bereich der Hochschullehre kollaboratives Lernen und Arbeiten kennzeichnet,muss zwischen kollaborativem und kooperativem Lernen unterschieden werden. Differenziertman im Englischen zwischen „collaborative learning“ und „cooperative learning“, nutzt man im8
Gegensatz dazu im deutschsprachigen Raum die Begriffe „kollaborativ“ und „kooperativ“ zumeist synonym (Arnold, 2003, S. 33). Dabei handelt es sich um zwei unterschiedliche Lernformen, die sich signifikant voneinander abgrenzen. Laut Reinmann (2013) kann man von kooperativem Lernen sprechen, „wenn zwei oder mehr Personen innerhalb einer bestimmten Umgebungin der Gruppe gemeinsam lernen“ (Ebd., S. 144). Im Kontext kollaborativen Lernens realisiertsich gemeinsames Lernen insbesondere durch die Selbstverantwortlichkeit der Lernenden. ImGegensatz zum kooperativen Lernen, das nach Fredebeul (2007) vielmehr „von einem Verständnis im Sinne von Arbeitsteilung ausgeht“ (Ebd., S. 18), umfasst kollaboratives Lernen „die Wissensteilung und die gemeinsame Wissenskonstruktion, was eine starke kommunikative Auseinandersetzung mit den Inhalten erfordert und die Fähigkeit auf Seiten der Lernenden, neues Wissen daraus zu abstrahieren“ (Kröger & Reisky, 2005, S. 23). Aus Dillenbourgs (1999) Sichtweisestellt kollaboratives Lernen eine Situation dar, in der zwei oder mehrere Personen lernen bzw.(sich bemühen) etwas gemeinsam zu erlernen. Ferner definiert er „kollaborativ“ im Bezug aufdie vier Aspekte des Lernens: Situationsmerkmale (situation), Interaktionsmerkmale (interactions), Prozessmerkmale (mechanisms) und Effekte des Lernens (effects) (vgl. Ebd. S. 6 & Simon, 2006, S. 122). Etwas zu lernen („learn something“) bedeutet gemäß Dillenbourg einemKurs zu folgen, Kursmaterial zu studieren oder Lernaktivitäten auszuüben. Seine Definition von„gemeinsam“ („together“) wird von Arnold (2003) als „[.]Schattierungen zwischen sehr enger,fast zeitgleicher bis hin zu stark arbeitsteiliger, zeitversetzter Zusammenarbeit[.]“ zusammengefasst (Ebd., S. 34). Das die Begriffe CSCL und CSCW im engen Zusammenhang mit kollaborativen und kooperativen Lernen stehen, wird im nächsten Kapitel beschrieben.2.1.2 CSCL vs. CSCWNeben den beiden Lernformen, dem kollaborativen und kooperativen Lernen, gibt es zwei weitere Fachbegriffe die im Kontext von E-Learning bzw. E-Teaching gegeben, jedoch zu unterscheiden sind. Spricht man von E-Kollaboration, wird der Begriff des Öfteren mit CSCL- und CSCWgleichgestellt. Dabei steht die Abkürzung CSCL laut Arnold, Kilian, Thillosen und Zimmer(2013, S. 416) für Computer Supported Cooperative Learning (computerunterstütztes kooperatives Lernen) und CSCW für Computer Supported Cooperative Work (computerunterstützte kooperative Arbeit). In der Literatur wird das Wort „cooperative“ der Abkürzungen CSCL undCSCW auch zum Teil durch „collaborative“ ersetzt (vgl. Ehlers, 2011, S. 178 & Wessner, 2001,S. 367). Versteht Ehlers CSCL als Anlehnung an CSCW „im Bereich der Unterstützung von Arbeitsprozessen“, gibt Stoller-Schai (2003) an, dass diese im Allgemeinen als Forschungsgebietebeschrieben werden können und E-Kollaboration ein Anwendungsgebiet darstellt (Ebd., S. 49).Entwickelten sich CSCL, CSCW und E-Kollaboration zu teilweise synonym verwendeten Be9
griffen, kennzeichnen diese sonach primär den Einsatz des gemeinsamen (kooperativen oderkollaborativen) computergestützten Lernens oder Arbeitens. Um Missverständnissen bezüglichder Differenzierung von kooperativ und kollaborativ vorzubeugen, wird in vorliegender Arbeitbewusst die Bezeichnung E-Kollaboration gewählt, die grundsätzlich das elektronische Zusammenarbeiten zur Bedeutung hat. Für die durchgeführte empirische Studie (Kap. 4) ist im Wesentlichen relevant, wie Lernende mit Lernenden und Lehrenden einer Hochschule innerhalb einerCSCL-/CSCW-Umgebung als Gruppe zusammenarbeiten. Welche Funktion Google Drive inBezug auf E-Kollaboration hat und wie es in der Hochschullehre am Beispiel der PädagogischenHochschule Kärnten – Viktor Frankl Hochschule eingesetzt wird, wird folgend geschildert.2.2 Online Lernen mit Google DriveBei Google Drive handelt es sich um einen kostenlosen Service von Google der webbasierteTools wie z. B. Google Docs, Google Tabellen, Google Präsentationen und Google Formulareanbietet. Gemeinsam können mit anderen Nutzern Inhalte erstellt und in Echtzeit (synchron oderasynchron) bearbeitet werden. Die Daten werden dabei im Google Cloud-Speicher, d. h. auf Servern von Google, gespeichert und können darüber hinaus auf elektronischen Endgeräten wieSmartphones und Tablet-PCs abgerufen werden. Im Sinne von E-Kollaboration kann mit densog. Google Drive Web-Apps gemeinsam kommuniziert und gelernt bzw. gearbeitet werden. Eine in Google-Drive integrierte Kommentar- und Chatfunktion dient zudem als Unterstützung derNutzer beim kollaborativen Arbeiten. Die Web-App Google Docs (ein Online-Textverarbeitungsprogramm) eignet sich insbesondere für kollaboratives Schreiben.Die von der Pädagogischen Hochschule Kärnten angefertigte Mustervorlage „Unterrichtsplanung“ (Anhang A) dient mittels Google Docs als Basis für das Erstellen einer Unterrichtsplanung für Studierende der Schulpraktischen Studien im Bachelorstudiengang „Neue Mittelschule“der Pädagogischen Hochschule Kärnten. Je nach Größe der Teams arbeiten die Lernenden gemeinsam an der Unterrichtsplanung. Deren Planung ist Voraussetzung und Grundlage für ihren(Team-Teaching-) Unterricht an der Praxisschule2 NMS und wird im Vorfeld von Praxisschullehrern (Lehrende der Praxisschule NMS) und Praxisberatern (Lehrende der PH Kärnten) onlinekommentiert. Schließlich unterrichten die Studierenden die geplante Stunde in Gegenwart vonPraxislehrer und Praxisberater. Abschließend wird die Unterrichtsstunde gemeinsam, d. h. faceto-face, reflektiert.2Die Praxisschule NMS ist in diesem Kontext als eine eingegliederte Praxisschule in die Pädagogische Hochschule zu verstehen.Sowohl die Planung der Unterrichtseinheiten als auch die Nachbesprechung und Reflexion werden von Praxisschullehrern sowiePraxisberatern der pädagogischen Hochschule unterstützt und begleitet.10
2.3 Ziele und Vorteile von E-KollaborationstechnologienArnold et al. (2013) geben an, dass das Lehren und Lernen im virtuellen Lernraum insbesonderedie Entwicklung entsprechender Kompetenzen für das Lehren und Lernen erfordert. Traditionelle Lehrformen werden zunehmend von E-Learning bzw. digitalen Bildungsmedien beeinflusstund gewandelt. Diese werden schließlich zu Wissensvermittlern zwischen Lernenden und Lehrenden. Die pädagogische Relation zwischen Lehrenden und Lernenden wird sonach „zu einemmedial vermittelten Verhältnis, das Eigenständigkeit und zugleich Folgsamkeit der Lernendenverlangt“ (vgl. Ebd., S. 207). Lernende sollen demnach selbstständig aber trotzdem gemeinsamin der Gruppe, Wissen generieren sowie ihre Kompetenzen, z. B. zu differenzierten Denken,weiterentwickeln. Zählt zum Ziel von E-Kollaboration, die eine Form kollektiven Lernens (Stoller-Schai, 2003, S. 2) darstellt, vor allem die Entwicklung von Kollaborationsfähigkeit und Kollaborationskompetenz, soll das gemeinsame Lernen und Arbeiten, z. B. mit Google Drive, außerdem die Motivation von Lernenden fördern. Ein weiterer Vorteil bringt die Zeitersparnis, dakeine Zeit für die Organisation von face-to-face Treffen aufgewendet werden muss um bspw. dieUnterrichtsplanungen noch vor der Unterrichtstunde zu reflektieren. Geben Larson und LaFasto(1989) als Hauptziel von Kollaboration an: „joining together to make possible that which cannotbe accomplished alone“, können als Ziele von E-Kollaborationstechnologien wie z. B. dem webbasierten Tool Google Drive, folgende zusammengefasst dargestellt werden:Ziele von E-KollaborationstechnologienUnterstützung von GruppenprozessenErhöhung der Effektivität und EffizienzAustausch und Produktion von Wissen in einer GruppeTab. 1: Ziele von E-Kollaborationstechnologien (Eigene Darstellung in Anlehnung an„Die Ziele der CSCW/CSCL Technologien“, Wiki.infowiss, 2013).2.4 Untersuchungsleitende Forschungsfrage und HypothesenDie im Lauf der Arbeit vorgestellte empirische Studie verfolgt das Ziel, über die Resultate vonLernen mit Google Drive in der Hochschullehre zu forschen. Die Ergebnisse der empirische Studie werden im zweiten Teil (Kap. 5) der vorliegenden Hausarbeit präzise dargestellt und diskutiert. Die Untersuchung hat die Forschungsfrage „Welchen Effekt hat die Nutzung von GoogleDrive auf die E-Kommunikations- und Kollaborationsfähigkeit von Lernenden?“ zum Gegenstand. Basierend auf der Forschungsfrage wurden die drei folgenden Hypothesen konstruiert:1. Hypothese: Je häufiger Lernende Google Drive nutzen, desto versierter wird die Unterrichtsplanung kollaborativ mit Lernenden und Lehrenden bearbeitet.11
2. Hypothese: Je häufiger Lernende Google Drive nutzen, desto besser vernetzen sie sich kollaborativ mit Lernenden und Lehrenden.3. Hypothese: Je häufiger Lernende Google Drive nutzen, desto eher steigt deren Akzeptanz EKollaboration im Studium zu nutzen.3 Forschungsstand E-KollaborationWird hauptsächlich Evaluation rund um den Einsatz von E-Kollaboration in Unternehmen manifestiert, lässt im Gegensatz dazu die Forschung um den Gegenstand von E-Kollaboration in derHochschullehre überwiegend Perspektiven offen. Nach einer Recherche von vergleichbaren Studien zum Einsatz von Google Drive in der Hochschullehre gemäß kollaborativen Arbeitens,kann das Good-Practice-Beispiel „Das Ich und Das Netz. Subjektorientiertes E-Learning in Theorie und Praxis“ von Kergel (2014, S. 37) angeführt werden. In einer Lehrveranstaltung habenLernende u. a. mi
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